LISELUND

 

Das Liselund-Gebiet war einmal ein Teil des Klintenwaldes. In dem hügeligen
Gelände wuchsen mächtige Buchen, und am Waldboden entsprang eine kleine
Quelle. Im Jahre 1783 kauften Amtmann und Gutsbesitzer Antoine Calmette
und seine Frau Lise diesen Teil des Waldes, um ihn in einen Park umzugestalten.
Sie wollten zeigen, wie man ein schönes Zusammenspiel zwischen ursprünglicher
Natur und von Menschen geschaffener Kultur erreichen konnte. Der romantische
Garten entstand als Reaktion auf die strengen Formen des Barockgartens. Nun sollte
die Natur mehr Raum bekommen. Man legte die Gärten mit wild wachsenden Büschen
und Blumen, verschlungenen Stiegen und Dingen an, von denen man glaubte, sie wären
wirklich romantisch: Grotten, Kapellen, Ruinen, Tempel und Einsiedeleien. Antoine
und Lise reisten durch Europa und studierten romantische Gärten im Jahr 1790, dem
Jahr, in dem die französische Revolution auf ihrem Höhepunkt war. Das berührte das
junge Paar von Møn jedoch nicht. Sie reisten, um Schönheit zu sehen, nicht blutige
Revolutionen kennenzulernen. Als sie zurückkamen, begannen sie, Park und Schloss
Liselund anzulegen. Ein richtiger Natucpark und ein richtiges Lustschloss. Das einzige
Schloss mit Strohdach in der Welt. Hinter dem Schloss lagen mehrere kleine Seen und
Moore. Sie wurden zu einem Netz von Kanälen mit kleinen Seen und künstlichen Inseln
umgestaltet. Im Park staute man den Bach auf und es wurden vier Seen angelegt. Bäume
und Büsche wurden gepflanzt, so dass sie zu den Seen passten. Wege und Stege wurden
so verschlungen durch die Anlage geführt, dass der Spaziergänger dauernd neue Eindrücke
erhielt. Man sollte überrascht werden, und in Begeisterung, Nachdenken und Versenkung
stehen bleiben. Um all dies zu unterstützen, wurden ausser dem eigentlichen Schloss
rundherum im Park noch eine Kapelle, eine Ruine, einige Bauernhütten, ein Schweizerhaus,
eine norwegische Hütte und ein chinesischer Teepavillion gebaut, wo Erfrischungen serviert
werden konnten. Ein grosser Teil des Parks ist seitdem ins Meer gerutscht, und man kann
nicht mehr alle diese Gebäude finden. Vor etwa einhundert Jahren baute man ein neues
Schloss, in dem heute ein Hotel untergebracht ist.
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